Motoerevo

Kurbelwelle verzogen und verdreht

Diese Prüfung ist entscheidend !

Kurbelwellen bestehen aus mehreren Teilen, die zusammengefügt sind. Vorallem die Hubscheiben und der Hubbolzen stellen eine extrem wichtige Verbindung dar. Der Hubbolzen verbindet die rechte Seite der Kurbelwelle mit der linken. Auf dem Hubbolzen läuft das Pleuel. Diese Verbindung ist nicht geschweißt, sondern einfach verpresst. Natürlich mit einigem an Kraft. Um Kurbelwellen auseinanderzupressen  braucht man mehrere Tonnen Druck.

Allerdings bringt es einen Nachteil mit sich, wenn ein Bauteil gefügt ist, also „nur“ zusammengesteckt. Das Problem bei solchen gefügten Bauteilen ist es, dass sie sich verdrehen können, da ihr Zusammenhalt im Endeffekt auf Reibung beruht. Dann verdreht sich die gesamte Kurbelwelle.

Eine alte Simson Kurbelwelle auf einem Rundlauf Prüfgerät

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Umso weiter die Kurbelwelle sich verdreht, umso weniger fluchten die beiden Achsen der Kurbelwellenzapfen. Der linke Kurbelwellenstumpf liegt somit nicht mehr auf einer Achse mit dem rechten Kurbelwellenstumpf. Das ist äußerst Problematisch, denn die Kurbelwelle ist fest im Motor eingebaut und muss zwangsläufig eine Achse bilden um rund zu laufen. Eiert nun eine Seite der Kurbelwelle, entstehen starke Kräfte. Dies schadet den Lagern und der Welle selbst. Der Motor läuft zunehmend unruhig und der Lagerverschleiß kann ganz erheblich beschleunigt werden.

Gerade Vespas haben mit Ihren schweren Polrädern eine Schwachstelle beim Thema Kurbelwelle. Da die Kurbelwelle relativ viel Kraft zum Polrad übertragen muss oder vom Polrad an die Kupplung usw., ist der Hubbolzen starker Last ausgesetzt und kann sich mit der Zeit verdrehen. Dieser Prozess dauert zwar bei originalmotoren meist zig 1.000 oder 10.000 Kilometer, allerdings ist er vorhanden und muss ernst genommen werden. Im Rahmen einer Motorrevision muss die Kurbelwelle zwingend geprüft werden. Eine verzogene Kurbelwelle beschädigt euch nach einer Revision direkt wieder die Lager und die nächste Revision ist schneller nötig, als euch recht ist.

Kurbelwelle links montiert, rechts Pleuel mit Lager und Hubzapfen

Ein weiteres Problem haben wir zudem bei Nachbaukurbelwellen. Diese gibt es von verschiedenen Herstellern und die Qualität schwankt ganz erheblich. Oft ist die Passung am Hubbolzen nicht fest genug und die Kurbelwelle ist zu lasch verpresst und verzieht sich sehr schnell (im Vergleich zu guten Originalwellen). Daher ist Vorsicht geboten bei neuen Kurbelwellen. Die besten Erfahrungen haben wir mit dem Hersteller Mazuchelli gemacht, aber auch da gibt es leider immer wieder Ausreißer. Daher prüfen wir selbst jede Kurbelwelle auf Rundlauf und Stabilität. Wirklich vertrauen kann man nur seiner eigenen Qualitätskontrolle.

Lasst eure Kurbelwellen daher auf Rundlauf und Verzug prüfen. Lasst auch die Passung der Welle überprüfen. Ein erfahrener Fachmann kann durch den Schlag mit dem Kupferhammer auf die Kurbelwelle prüfen, ob die Passung eng genug ist. Verzieht sich die Kurbelwelle messbar nach einem Schlag, ist sie Müll. Bleibt sie auch nach einem kräftigen Schlag formstabil, ist sie höchstwahrscheinlich sauber gefertig und verpresst und wird sich auch später im Betrieb nicht verziehen (oder eben nur sehr langsam).

Hubbolzen einer Simson der die Hubscheiben der Kurbelwelle verbindet

Umso mehr Leistung euer Motor hat, umso relevanter wird das Thema. Um dem Problem Herr zu werden wurde schon viel versucht. Man hört immer wieder von Kurbelwellen die zusätzlich verklebt oder verschweißt sind um die Passung zu unterstützen. Solche Methoden können helfen, sind aber auch nur ein Notbehelf. Ist die Kurbelwelle als Basis nicht mit genügend Passung ausgestattet, wird sie sich verziehen.

Vorsicht auch bei gerichteten Kurbelwellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine Kurbelwelle, sobald sie sich verzogen oder verdreht hat, hinüber ist. Die Pressung am Hubzapfen leidet unter dem Verdrehen und weitet sich. Die Kurbelwelle lässt sich zwar anschließend wieder richten und läuft dann auch rund, die Pressung/Passung ist aber schlechter als vorher. Wir richten Kurbelwellen nur noch in seltenen Fällen, und nur wenn die Passung nachweislich noch sehr gut. Für alle anderen Fälle empfehlen wir gleich eine hochwertige neue Welle.

Neue Kurbelwelle für Vespa vom Hersteller Mazuchelli