Du möchtest eine Vespa kaufen? Dann bist du hier richtig
In diesem Artikel bekommst du eine Kaufberatung + Preisauskünfte (Stand 2021).
Diese Preise sind übrigens sehr realistisch dargestellt und nicht geschönt. Vespa fahren ist für jeden bezahlbar, aber insgesamt nicht ganz billig.
Autor: Alex Schuchmann
Position: Oldtimerexperte
Aktualisiert: 26.02.2021
Inhaltsverzeichnis:
In diesem Artikel bekommst du von uns eine Kaufberatung. Diese solltest du sehr ernst nehmen. Die größten Fehler werden beim Kauf gemacht.
Dann geben wir dir eine Preisübersicht. Was kostet so eine Vespa eigentlich? Wie ist der Unterhalt? Was kosten Reparaturen und Umbauten?
Warum ist es so wichtig, beim Kauf einer Vespa aufzupassen?
Dies liegt daran, dass Vespas mittlerweile sehr beliebt geworden sind. Daher haben viele Leute erkannt, dass man gutes Geld mit dem Verkauf einer Vespa verdienen kann.
Entsprechend gibt es viele Angebote, die auf den ersten Blick gut (und teuer) sind. Diese stellen sich aber gerne als mangelhaft heraus.
Insbesondere fertig restaurierte Fahrzeuge sind mit äußerster Vorsicht (!) zu genießen. Hier wird am meisten beschissen. Wir sehen dies leider täglich in unserem Betrieb, wenn geschädigte Käufer zu uns kommen, um ihr Fahrzeug nach dem Kauf zu untersuchen zu lassen.
Dabei stellt sich dann oft heraus, dass außer einer optischen Instandsetzung nicht viel passiert ist.
Im Grunde hat man 2 Möglichkeiten beim Kauf einer Vespa:
1 – Man kauft ein fertig restauriertes Fahrzeug und fährt damit direkt.
2- Man kauft ein normal gebrauchtes Fahrzeug und lässt es soweit reparieren/restaurieren bis es problemlos fährt
Möglichkeit 1 ist relativ riskant, da es viele „Möchtegern-Restaurationen“ auf dem Markt gibt.
Das sind Restaurationen, die nicht fachgerecht durchgeführt sind.
Wir erklären dir jetzt. Worauf du achten musst, wenn du eine Vespa als restauriertes Fahrzeug kaufst:
1- BELEGE UND DOKUMENTATION. In der Oldtimerbranche ist es Standard, dass zu jeder Restauration eine komplette Dokumentation vorhanden ist. Meist besteht diese aus vielen Bildern und zusätzlich Nachweisen über die verbauten Teile (Belege/Rechnungen). Wenn es keine Dokumentation gibt FINGER WEG! Hier stimmt was nicht.
2- UMFANG DER RESTAURATION. Eine Komplettrestauration muss eine Motorrevision, Komplettlackierung, Fahrwerkserneuerung, neue Elektrik, Züge, Reifen, Gummiteile enthalten. Prüfe genau, ob all diese Arbeiten tatsächlich auch durchgeführt wurden. Oft findet man frisch lackierte Fahrzeuge, aber unter dem Blech ist noch alles 40 Jahre alt.
3- PREIS. Eine korrekt restaurierte Vespa MUSS Geld kosten. Die kleinen V50 Modelle sind unter 5.000 € nicht seriös zu restaurieren. High-End Restaurationen mit Tuning und Umbauten können auch 10.000 € kosten. In dieser Preisklasse muss ein sauber restauriertes Fahrzeug liegen. Alleine die Teile (ohne jeglichen Arbeitslohn) liegen bei einer Komplettrestauration bei 1000-3000 € (je nach Sonderwünschen). Wenn also ein komplettes Fahrzeug für 3.000 € Angeboten wird ist es praktisch ausgeschlossen, dass man hier eine Profi Restauration vorfindet.
4- GEWÄHRLEISTUNG. Eine Firma MUSS in Deutschland eine Gewährleistung auf ihre Arbeit geben (außer bei Tuning). D.h. eine professionell restaurierte Vespa muss mit einer Gewährleistung verkauft werden. Ist keine Gewährleistung vorhanden, handelt es sich vermutlich um eine privat durchgeführte „Garagen-Restauration“. Man kauft hier zu 100% die Katze im Sack und trägt das komplette Risiko zu 100% und hat keine Reklamationsmöglichkeiten.
5- DUMMES GEBABBEL. Wir haben es schon oft gehört, dass es eine Taktik ist, fantastische Geschichten über Fahrzeuge zu erfinden. Da ist dann die Rede von alten italienischen Meistern, die die Vespa in Handarbeit neu aufgebaut haben oder italienischen Sammlungen, aus denen ein Fahrzeug stammt. Wenn es stimmen würde, wäre das toll. Meist ist es aber einfach gelogen. An der Stelle unbedingt nachprüfen, was dran ist. Ach hier gilt: Ohne Nachweise sind diese Angaben komplett wertlos.
Die zweite Option, ist der Kauf einer gebrauchten Vespa. Das ist auch unsere Empfehlung. Denn nur wenn man die Vespa selbst restauriert (oder restaurieren lässt), weiß man wirklich, was man hat.
Der Vorteil:
1- Man kann selbst bestimmen, wie die Vespa aufgebaut wird (Tuning, Farbe etc.)
2- Man hat Gewährleistung auf die Arbeiten und ist vor Überraschungen abgesichert
3- Man hat eine Dokumentation und Belege und weiß exakt, was in der Vespa drin steckt
4- Man kann die Vespa i.d.R. relativ günstig kaufen und hat mehr Auswahl beim Kauf
Trotzdem sollte man auch bei einer gebrauchten oder defekten Vespa auf einige Punkte achten. Es gibt Schäden, die teuer zu beheben sind. Achte daher bitte auf folgendes:
1- Die Vespa sollte wenig oder gar keinen Rost haben. Stark durchgerostete Fahrzeuge sollte man nicht kaufen. Der Aufwand, einen kompletten Rahmen neu aufzubauen und zu schweißen ist einfach enorm hoch und kann in Härtefällen mehrere tausend Euro kosten.
2- Alle Teile sollten am Fahrzeug vorhanden sein. Kaufe bitte keine auseinandergebauten Fahrzeuge. Manche Teile gibt es nicht mehr neu. Wenn am Ende ein dutzend Teile fehlen, müssen diese ggf. teuer und umständlich nachgekauft werden
3- Defekte Motoren sind gut! Warum? Weil du den Motor sowieso revidieren lassen musst. Bei einem 40 Jahre alten Fahrzeug sollte man nicht versuchen, den Motor weiter zu benutzen, das hat keinen Sinn. Wenn der Motor also kaputt ist, kann man beim Kauf ordentlich verhandeln und Geld sparen! Für die Motoren gibt es noch alle Teile neu, von daher braucht man dort keine Angst vor Defekten zu haben.
4- Finger weg von stark umgebauten / getunten Fahrzeugen. Wir haben in unserer Manufaktur schon mehrere tausend Fahrzeuge bearbeitet. Aufgefallen ist dabei folgendes: Bei stark umgebauten/getunten Fahrzeugen gibt es immer sehr viele Überraschungen. In 90 % der Fälle sind die Umbauten nicht professionell erledigt und vieles wurde „kaputt-repariert“.
Fazit: Was solltest du kaufen?
Kauf am besten einen unverbastelten, originalen, rostfreien Scheunenfund mit defektem Motor und Papieren.
Die besten Fahrzeuge sind die, welche einfach irgendwann vergessen wurden und im Dornröschenschlaf irgendwo trocken stehen.
Lass dich übrigens nicht von Schmutz abschrecken. Ein Fahrzeug das für Jahrzehnte irgendwo gestanden hat ist dreckig. Wichtig ist, dass es nur Dreck ist und kein Rost.
Brauchst du Hilfe?
Wir sagen dir jetzt, was es insgesamt kostet, Vespa zu fahren. Die knallharten Fakten.
Die Realität sieht wie folgt aus: Man kauft sich eine Vespa in gebrauchtem Zustand. Wenn es ein schöner Scheunenfund wie oben beschrieben ist, wirst du mit 1.000 – 2.500 € rechnen müssen (Stand 2021 für eine „normale“ V50. Sondermodelle und größere Hubräume teilweise deutlich teurer). Wenn man Glück hat, ist es günstiger, wenn man Pech und Zeitdruck hat, ist es teurer.
Man wird bei so einem Scheunenfund sicherlich folgende Arbeiten durchführen müssen:
Motorrevision + Elektrik erneuern + Züge erneuern + Reifen erneuern.
Ggf. muss auch Fahrwerk, Tank, Lack, Blech etc. überarbeitet werden (hängt vom individuellen Zustand ab).
Damit steigen die Kosten dann ggf. nochmal sehr deutlich. Wenn du wissen willst, was es kostet, schau dir unsere Preisübersicht an:
Wenn du super viel Glück hast und eine Vespa in unverbasteltem Zustand mit Papieren für wenig Geld findest + alle Arbeiten komplett selbst erledigst, kann es sein, dass du für knapp 2.000 € zum glücklichen Vespafahrer wirst.
Dieser Fall ist aber eher die Ausnahme und nur möglich, wenn du handwerklich extrem begabt bist und Erfahrungen im Motorenbau hast.
I.d.R. liegt der Kaufpreis eher bei um die 2.000+ € und die nachträglichen Werkstattkosten nochmal bei einigen/vielen tausend Euro, je nachdem was du machen lässt. Bitte unsere Preisübersicht beachten.
Bei selteneren Modellen (V90, Primavera) und vielen Spezial- und Tuningumbauten + besonderen Lackwünschen ist es auch möglich, die 10.000 € Marke zu knacken.
Wichtig zu verstehen ist dabei folgendes: Diese Kosten fallen nur einmal an. Danach ist die Vespa für 30-40 Jahre einsatzbereit und benötigt lediglich kleinen Wartungsaufwand. Zudem ist eine Vespa eine Geldanlage! Die Preise steigen seit 20 Jahren ununterbrochen! Wer geschickt kauft und verkauft, kann sogar einen Gewinn erwirtschaften und hat somit insgesamt keine Kosten für das Fahrzeug selbst, sondern nur die lächerlich kleinen Unterhaltskosten.
Das Gute: Die Unterhaltskosten sind bei einer V50 äußerst gering. Die Versicherung kostet i.d.R. um die 70 € im Jahr (Stand 2021).
Wartungskosten fallen kaum an, denn Wartungen können auch locker selbst durchgeführt werden.
Wenn das Fahrzeug zudem ordentlich aufgebaut wurde (mit Motorrevision, neuen Reifen, neuer Elektrik etc.) sollten hier eigentlich fast keine Reparaturen mehr anfallen. Klar: Irgend eine Kleinigkeit wird bei einem Oldtimer immer mal sein, aber eben nichts größeres.
D.h. wenn man im Monat 30 € weglegt, sollte damit Versicherung, Wartung und kleine Reparaturen abgedeckt sein.
Der nächste große Batzen kommt erst nach 30-40 Jahren, wenn dann erneut die Motorrevision durchgeführt werden muss.
Der Verbrauch bei einer Vespa liegt übrigens bei 3-4 Litern. Dazu kommt noch ein bisschen Zweitaktöl. Also grob 5 € für 100 km sind zu rechnen.
Wenn man die Gesamtkosten (Unterhalt, Kauf, Restauration) auf eine Zeitspanne von 30 Jahren aufteilt (so lange hält die Vespa ungefähr bevor große Revisionsarbeiten notwendig sind) kommt man im Schnitt auf monatliche Kosten von ca. 50-90 €.