Wir regenerieren den Motor eines IWL Stadtroller Berlin. Es handelt sich dabei im Grunde um einen MZ RT 125/3 Motor.
Der Motor wurde uns mit Getriebeproblemen geliefert.
Der vierte Gang lies sich nicht mehr einlegen. Man konnte über die Einstellung keine Verbesserung erzielen
Autor: Alex Schuchmann
Position: Oldtimerexperte
Aktualisiert: 26.03.2021
Ablauf in Kurzform:
Motor zerlegen und überprüfen. Dann die Ersatzteilliste zusammenstellen.
Anschließend Motor neu aufbauen mit den nötigen Ersatzteilen
Danach ins Fahrzeug einbauen und fahren
Als erstes wird der Motor ausgebaut und zerlegt.
Wir haben bereits vorab probiert, das Problem von außen zu beheben – ohne Erfolg.
Die Schaltprobleme kommen also vom Getriebe selbst.
Sobald der Motor aus dem Fahrzeug ausgebaut ist, wird er auf der Werkbank zerlegt.
Wir beginnen mit der Demontage von Zylinder und Kolben. Anschließend wird Kupplungsdeckel und Kupplung ausgebaut.
Danach kann das Gehäuse aufgeschraubt und gespalten werden.
Nun ist der Blick frei auf das Getriebe.
Schnell wird erkennbar, warum das Getriebe nicht funktioniert:
Die Schrauben des Segmenthebels haben sich gelockert. Der Segmenthebel ist dafür zuständig, die Gänge einzulegen.
Wenn er locker ist, kann er seine Funktion nicht erfüllen.
Abgesehen davon haben wir am Motor allerdings noch weitere Defekte gefunden.
Abschließend wird der Motor gereinigt und für die Revision vorbereitet.
Brauchst du Hilfe?
Bei der Revision beginnen wir mit dem Einbau des Getriebes.
Es besteht aus vielen Einzelteilen, die in der korrekten Reihenfolge eingesetzt werden müssen.
Bei diesem Motor handelt es sich um einen 4-Gang Motor.
Im Zuge des Einbaus muss auch die Schaltwelle korrekt eingestellt werden.
Dazu messen wir an verschiedenen Stellen im Getriebe die Distanz zwischen den Zahnrädern.
Nur wenn die Zahnräder alle im richtigen Abstand zueinander stehen, kann das Getriebe korrekt arbeiten.
Das Getriebe wird im Zuge der Revision mit neuen Lagern versehen.
Alle verschlissenen Bauteile werden ausgetauscht.
Bei diesem Motor ist vor allem die Schaltwelle stark verschlissen.
Daher wird eine neue Schaltwelle an die Schaltklaue geschweißt und ins Getriebe eingesetzt.
Als letztes Teil wird die Kurbelwelle eingebaut.
Auch die Kugellager für die Kurbelwelle sind ausgetauscht worden.
Nun ist das Gehäuse komplett „befüllt“.
Alle Innereien sind verbaut. Das Gehäuse kann nun verschlossen werden. Dazu wird die rechte Gehäusehälfte erhitzt und aufgesetzt.
Im nächsten Schritt wird die Kupplung montiert.
Dazu wird zunächst der Kupplungskorb mit Kette aufgesetzt.
Bei diesen Modellen wird eine Rollenkette für die Kraftübertragung verwendet. Diese Kette überträgt die Rotation der Kurbelwelle auf den Kupplungskorb.
Im Kupplungskorb befinden sich die Kupplungsbeläge. Sie sorgen dafür, dass der Kraftfluss variabel gesteuert werden kann.
Ein Kettenantrieb im Motor ist eher selten. Bei den meisten Simson und MZ Modellen findet man hier ein normales Zahnrad.
Bei den MZ RT 125 Modellen und dem IWL Stadtroller Berlin wurde aber auf eine Kette gesetzt.
Neben der Kupplung wird auch die Kickstarterwelle verbaut.
Sie wird mit einer Spiralfeder vorgespannt, sodass der Kickstarter immer wieder automatisch zurückstellt.
Die Kickstarterwelle überträgt die Kraft direkt auf den Kupplungskorb. Dieser wiederum überträgt die Kraft auf die Kurbelwelle.
Der Vergaser wird zunächst aber komplett gereinigt. Dazu wird er in alle Einzelteile zerlegt und im Ultraschallbad gesäubert.
Anschließend wird er mit neuen Dichtungen montiert und an den Zylinder geschraubt.
Nun wird die Zündung an den Motor geschraubt. In diesem Fall handelt es sich um eine Elektronikzündung.
Dies ist ein modernes Zündsystem ohne bewegliche Teile.
Es ist absolut wartungsfrei und zuverlässig.
Im Jahr 2021 ist es absolute Pflicht, so ein Zündsystem einzubauen. Ansonsten ist man mehr am Schrauben als am Fahren.
Nun wird das Fahrzeug erstmals gestartet.
Dann wird Standgas und Leerlaufluft eingestellt.
Ebenso wird der Schalthebel über das Gestänge korrekt eingestellt.
Wenn alle Systeme arbeiten, folgt die Testfahrt.
Unser IWL Stadtroller Berlin fährt sich hervorragend und schafft laut Tacho knapp über 90 kmh! Er ist absolut Vollgasfest und das Getriebe schaltet butterweich.
Damit ist der Roller fit für unseren Kunden!