Dennis bringt uns seine Vespa V50 zum Zusammenbauen vorbei.
Das ist nichts neues. Oft bekommen wir angefangene Projekte.
Als Laie benötigt man für einen Komplettaufbau Monate und macht viele Fehler. Daher brechen viele Leute irgendwann ab.
Autor: Alex Schuchmann
Position: Oldtimerexperte
Aktualisiert: 02.03.2021
Zunächst prüfen wir alle mitgelieferten Teil. Es kann sein, dass Teile fehlen oder beschädigt sind.
Anschließend wird bestellt. Dann kann die Montage anfangen.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wie das abläuft und was es ungefähr kostet.
Bei diesem Fahrzeug wurde der Motor angeblich schon revidiert. Allerdings fehlen noch einige Anbauteile.
Wir komplettieren daher den Smallframe Motor.
Zusätzlich prüfen wir von außen, ob Fehler auffallen. Leider machen wir oft die Erfahrung, dass Motoren falsch revidiert worden sind.
An diesem Motor finden wir noch einen falsch montierten Ansaugstutzen und ein defektes Ansaugstutzengummi.
Ansonsten scheint der Motor okay zu sein:
Die Gänge gehen rein, die Kupplung trennt, Kompression vorhanden, Zündfunke vorhanden.
100% Gewissheit hat man aber erst nach der Testfahrt.
Brauchst du Hilfe?
Im nächsten Schritt wird die Schwinge vorbereitet.
Dies ist der vordere Teil des Fahrwerks.
Wir montieren Radlager, Tachoantrieb, Bremse, Stoßdämpfer, Lagerung etc.
Es gibt diverse Dinge, die man an der Vespa Karosserie machen kann (siehe Karosserie Angebote)
Anschließend wird der Kotflügel aufgesetzt.
Leider passt er nicht richtig. Er ist verzogen und schleift leicht.
Wir können jetzt allerdings nicht mehr viel machen und müssen den Kotflügel so montieren.
Alternativ könnte man ihn komplett richten und nochmal lackieren. Der Kunde möchte das im Moment allerdings nicht.
Nun wird das Lenkrohr in den Rahmen eingebaut. Das Lenkkopflager wurde bereits erneuert.
Anschließend wird der Lenker aufgesetzt.
Im Lenker werden jetzt alle Kabel und Züge angeschlossen.
Das klingt einfach, ist aber eine extrem langwierige und fummlige Arbeit.
Die Kabel müssen i.d.R. auch noch angepasst werden, da die neuen Kabelbäume nie zu 100% passen.
Der Motor wird nun auch in den Rahmen gehängt und verschraubt.
Am Motor werden auch diverse Kabel und Züge angeschlossen.
Zusätzlich wird der Vergaser mit dem Benzinsystem verbunden.
Die Züge werden jetzt schon voreingestellt.
Dabei ist darauf zu achten, dass die Schaltung in der richtigen Position steht.
Ebenso wird Kupplung- und Gaszug eingesetllt.
Meist muss nach der ersten Probefahrt allerdings alles nochmal nachgestellt werden, das ist ganz normal.
Das Fahrzeug ist jetzt zu 90% montiert. Es fehlen noch verschiedene Anbauteile wie z.B. Scheinwerfer, Sitzbank, Seitenklappe etc.
Diese Teile montieren wir jetzt, wo das Fahrzeug auf seinen eigenen Rädern steht.
Anschließend wird aufgetankt und der Motor gestartet.
Nun wird vorsichtig losgefahren – erstmal auf dem Hof.
Funktionieren die Bremsen? Geht die Beleuchtung? Ist die Lenkung freigängig? Haben wir kein Kupplungsrupfen?
Wenn grundlegende Sicherheitsfragen beantwortet sind, folgt die größere Probefahrt.
Meist fallen auf der ersten Probefahrt noch einige Kleinigkeiten auf, die nachgebessert werden müssen.
Anschließend ist das Fahrzeug abholbereit
Achtung, das ist ein sehr wichtiger Punkt!
Ein zentrales Problem, mit solchen angefangenen Projekten, ist die Qualität.
Oft sind schon diverse Vorarbeiten gemacht worden.
Wenn die Qualität der Vorarbeiten mangelhaft ist, gibt es am Ende Probleme. Leider lässt sich die Qualität nicht immer vorher prüfen.
Dadurch sind solche Projekte ziemlich unberechenbar. Man weiß nie, wie sich die Bauteile verhalten. Für den Kunden ist es problematisch, weil er von uns keine feste Preisauskunft bekommt.
Verdeutlichen wir das kurz anhand eines Beispiels:
Der Motor für das Fahrzeug wird uns montiert geliefert. Angeblich ist er revidiert. Wir prüfen von außen, ob Schäden erkennbar sind.
Es sieht alles gut aus. Allerdings verfügen wir nicht über einen Röntgenblick. Im Endeffekt wissen wir nicht ob alles zu 100% okay ist.
Die Vespa wird nun komplett aufgebaut und gestartet. Auf der Probefahrt stellt sich heraus, dass der Motor stark vibriert und Falschluft zieht.
Nach Absprache mit dem Kunden bauen wir die Zündung aus und kontrollieren die Kurbelwelle. Wir stellen einen Lagerschaden und eine fehlerhafte Dichtung fest. Zusätzlich ist das Schaltkreuz abgenutzt und der Primärdämpfer ausgeschlagen.
Der Motor muss nun wieder komplett ausgebaut, zerlegt und revidiert werden. Das Motorgehäuse hat ebenfalls Schäden. Für den Kunden entstehen Zusatzkosten i.H.v. 1.500 €.