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Wer Freude mit seiner Vespa haben will, ist auf eine korrekte Vergasereinstellung angewiesen.
Nichts ist nerviger und gefährlicher als ein falsch eingestellter Vergaser. Wenn das Fahrzeug absäuft, keinen Leerlauf hat, schlecht anspringt oder einen Kolbenklemmer bekommt, ist schlechte Laune vorprogrammiert. Deswegen haben wir hier eine einfache und effektive Anleitung, wie jeder die perfekte Vergasereinstellung findet!
Wir unterscheiden bei der Einstellung 2 Bereiche: Den Leerlauf und den Lastbereich (alles von 1 % – 100% Gas). Zuerst wird der Lastbereich eingestellt, dann der Leerlauf. Aber zu allererst, schaut man mal, dass der Motor überhaupt in Ordnung ist.
Ein Vergaser kann nur dann richtig abgestimmt werden, wenn alle umgebenden Bauteile (Tank, Benzinhahn, Benzinschlauch, Motor allgemein) in Ordnung sind. Wenn etwas am Tank nicht stimmt, oder der Motor undicht ist, könnt ihr so lange rumprobieren wie ihr wollt – ohne Erfolg.
Prüft zunächst mal: Ist mein Tank sauber? Rost drin? Wenn ja, komplett entrosten! Benzinhahn durchgängig? Benzinschlauch und Benzinfilter durchgängig und nicht geknickt? Tankentlüftung intakt? Wenn alles passt, haben wir vor dem Vergaser schonmal keine Probleme.
Dann zum Motor: Zündung einstellen! Fahren und auf Anzeichen für Falschluft achten. Dichtungen von Außen in Augenschein nehmen. Auch dort alles okay? Dann weiter.
Vergaser selbst: Prüfen ob die Schwimmernadel dicht ist und der Schwimmer freigängig. Ist der Benzinfilter im Vergaser sauber? Allgemein MUSS der Vergaser komplett sauber sein! Keine Kompromisse. Vergaser richtig reinigen!
Jetzt sollten wir bereit sein, für die Vergasereinstellung
Als erstes wird die Hauptdüse abgestimmt. Dabei fangen wir tendenziell mit einer zu großen Düse an. Der Motor läuft dann tendenziell eher erstmal zu fett und das ist auch gut so. Denn damit haben wir schonmal nicht die Gefahr eines Kolbenklemmers. Wenn du also einen größeren Tuningzylinder montiert hast, musst du auch eine größere Hauptdüse reinmachen. Ca. 10% mehr ist ein guter Anhaltspunkt.
Wenn die größere Düse drin ist, wird gefahren. Jetzt schauen wir schonmal, ob wir ungefähr richtig liegen. Dazu „misbrauchen“ wir den Choke:
Du fährst mit Volllast (Gasgriff bis Anschlag) auf einer geraden Strecke mit höherer Geschwindigkeit (nicht Top Speed, aber auch mehr als halbes Top Speed). Dann ziehst du den Choke (dabei weiter Vollgas geben!). Die Reaktion die dann kommt zeigt dir, wie deine Hauptdüse passt:
Mit diesem rudimentären Test beginnen wir, unsere Hauptdüse ungefähr auszuloten. Ab dann wird anhand des Zündkerzenbildes beurteilt. Also Zündkerze raus und sehr sauber machen oder besser gleich eine Neue rein. Dazu entweder den originalen Wärmewert nehmen oder eine Zündkerze, die eine Nummer kälter ist.
Jetzt wird gefahren und zwar für 2,3,4 Kilometer. Nur Vollgas oder mindestens 3/4 Gas. Am Ende der Fahrt sofort den Motor aus (sonst wird das Bild verfälscht). Zündkerze raus und anschauen:
Das gleiche Spielchen machen wir jetzt nochmal, aber nicht bei Vollgas, sondern bei ca. 1/3 Gas. Auch wieder 2-4 km fahren mit sauberer Zündkerze und dann kontrollieren. Je nach Zündkerzenbild dann die Nebendüse magerer oder fetter wählen (dunkle Zündkerze bedeutet, das Gemisch ist noch zu Fett, also Nebendüse abmagern). Welche Nebendüse fetter oder magerer macht, erfährst du hier: Die Nebendüse.
Wenn du beide Düsen abgestimmt hast geht es schließlich zum Langzeittest:
Fahr mit deiner Vespa eine schöne Tour durch Berg und Tal. Am besten gleich 50, 60 oder noch mehr Kilometer. Jetzt wieder die Zündkerze kontrollieren. Wenn immer noch alles passt, ist dein Setup definitiv richtig!
Die Leerlaufeinstellung ist jetzt im Endeffekt nurnoch der Abschluss. Sie ist nicht schwer und man kann eigentlich nichts schlimmes falsch machen. Um den Leerlauf einzustellen, müssen wir zwei Schrauben betätigen:
Vorgehen: Vespa anmachen, warm fahren (ca. 5 km). Dann die Stangasschraube so weit reingehen, dass die Vespa anbleibt. Jetzt wird anhand von Gasstößen getestet, wie der Motor reagiert. Du gibst also einfach kurz für ca. 1 Sekunde schlagartig Vollgas. Jetzt gibt es 3 Sachen die passieren können:
Das Spielchen wird so lange gemacht, bis man an Punkt 2 angekommen ist. Tipp: Dreht die LLGS erstmal ganz rein und dann 1 oder 1,5 Umdrehungen raus, dann seid ihr schonmal an einer ziemlich guten Grundeinstellung. Mehr als 3 Umdrehungen sollte sie übrigens nicht rausgedreht werden. Wenn auch nach 3 Umdrehungen der Motor noch nicht richtig reagiert, stimmt etwas mit dem Motor oder der Nebendüse nicht.
Herzlichen Glückwunsch. Du hast deinen Vergaser richtig eingestellt. Deine Pflicht als Vespa Fahrer ist allerdings die regelmäßige Kontrolle der Zündkerze. Ein Vergaser verschmutzt mit der Zeit. Das kann deine Abstimmung und den Motorlauf beeinflussen.