Georg hat uns seinen 160GS Motor zur Revision zugeschickt (praktisch baugleich mit 180SS).
Nach der Demontage und Reinigung wird dieser komplett neu aufgebaut.
Dabei werden keine Kompromisse gemacht. Neben einer Elektronikzündung gibt es auch eine optische Aufarbeitung.
Autor: Alex Schuchmann
Position: Oldtimerexperte
Aktualisiert: 25.02.2021
Ziel der Motorrevision ist es, einen absolut mängelfreien Motor aufzubauen, mit dem Georg für mehrere Jahrzehnte Freude hat.
Dies bedeutet, dass jedes Teil am Motor überprüft wurde – und zwar wirklich jedes.
Wir prüfen am Motor alle Gewinde, jeden Zahn an jedem Zahnrad usw. Denn ein Motor ist als Einheit zu verstehen. Er ist nur so stark wie sein schwächstes Glied. Daher dürfen keine Kompromisse gemacht werden.
Eines der ersten Teile die in einen Vespa Motor montiert werden, ist die Nebenwelle. Die ist das große Zahnradpaket (mit 4 oder 5 Zahnrädern).
Dieses Paket nimmt die Kraft von der Kupplung auf und überträgt sie auf das Getriebe.
Damit das Getriebe keine harten Schläge von der Verbrennung abbekommt, sind in der Nebenwelle Federn eingebaut. Diese sollte man bei einer Revision wechseln.
Grund dafür: Es ist bekannt, dass diese Federn gerne mal brechen. Dann können sich Bruchstücke bis ins Getriebe durcharbeiten mit üblen Folgen (siehe Artikel Primärdämpfer).
Entsprechend überholen wir zunächst die Nebenwelle und statten sie mit neuen Federn aus.
Ein weiteres klassisches Vespa Problem ist das Schaltkreuz.
Es überträgt die gesamte Motorleistung vom Getriebe auf das Hinterrad. Dafür ist es allerdings etwas unterdimensioniert. Es stehen nur wenige Millimeter breite Flanken zur Verfügung.
Diese sind oft stark abgenutzt. Irgendwann führt es dazu, dass die Gänge herausspringen während der Fahrt.
Entsprechend wird auch dieses Bauteil erneuert
Brauchst du Hilfe?
Die alte Kurbelwelle bei Georgs Motor war nicht mehr zu gebrauchen. Neben einem verschlissenen Pleuellager, war sie auch verzogen.
Theoretisch kann man Kurbelwellen instand setzen. Dies macht allerdings aktuell wirtschaftlich keinen Sinn. Es gibt bereits komplett neue Kurbelwellen für um die 200 € (Stand 2021).
Diese Kurbelwellen sind qualitativ sogar besser als die alten Wellen von 1960. Entsprechend nutzen wir hier ein Neuteil
Die gesamte Lagerung am Motor wird natürlich auch erneuert. Das ist selbstverständlich bei einer Revision.
Insgesamt hat der Motor 3 Wellen (Abtriebswelle, Nebenwelle, Kurbelwelle). Jede dieser Wellen ist links und rechts gelagert. Entsprechend benötigen wir 6 neue Motorlager.
Diese Lager sind unterschiedliche aufgebaut. Manche sind Nadellager, andere Kugellager, andere Rollenlager.
Wenn alle Getriebeteile überholt sind und die Lagerungen erneuert, kann das Getriebe in den Motor eingesetzt werden.
Die „Innereien“ befinden sich jetzt im GS 160 Motor. In diesem Zustand ist der Motor noch offen.
Wir führen jetzt diverse Prüfungen am Getriebe durch, bevor der Motor verschlossen wird.
Experten-Tipp:
Die Vespa 160 GS und 180 SS sind vom Motor her sehr ähnlich aufgebaut. Abgesehen davon gibt es aber keine anderen Modelle die baugleich sind.
Dies bedeutet, dass es sich um einen sehr seltenen Motortyp handelt. Wer sich ein solches Fahrzeug zulegt, sollte unbedingt darauf achten, dass alle Teile am Motor dran sind. Viele Bauteile gibt es nicht mehr neu (z.B. Motorgehäuse, Vergaser, Nebenwelle etc.).
Die Kupplung ist natürlich ein klassisches Verschleißteil. Entsprechend wird sie komplett überarbeitet.
Sie erhält eine neue Lagerung, neue Federn und neue Kupplungsbeläge. Zusätzlich verbauen wir immer einen verstärkten Sicherungsring.
Grund: Es kommt in seltenen Fällen vor, dass Kupplungen „platzen“. Dabei springt der Sicherungsring aus der Kupplung heraus. Der Motor muss im schlimmsten Fall nochmal revidiert werden.
Ein verstärkter Sicherungsring verhindert dies.
Wie schon häufig beschrieben, legen wir Wert auf Zuverlässigkeit. Dafür ist eine Elektronikzündung zwingend notwendig.
Entsprechend verbauen wir bei Georgs Motor eine Pinasco Flytech Elektronikzündung.
Diese ist absolut wartungsfrei, liefert 12 Volt Spannung und hat ein leichtes Kunststoff-Lüfterrad.
Der Motor ist damit zuverlässiger, das Licht ist heller und die Gasannahme ist spritziger. Der Zündfunke ist stabiler, sowie der Zündzeitpunkt.
Der Kabelbaum muss zwangsläufig an die Elektronikzündung angepasst werden.
Dies liegt daran, dass die Elektronikzündung nach einem anderen System arbeitet. Die Verbraucher (Beleuchtung) werden hier anders angesteuert.
Da Georg seine Vespa nicht bei uns hat (er kommt aus Österreich), haben wir ihn gebeten, uns per Post alle Lampenfassungen und Schalter zuzusenden.
Damit können wir den Kabelbaum nämlich auf der Werkbank im ausgebauten Zustand anpassen und an alle Verbraucher anschließen.
Jetzt fragt man sich: Warum ist das nötig? Ich kann doch einfach fertige Kabelbäume kaufen.
Schön wärs! Es gibt zwar „fertige“ Kabelbäume zu kaufen, diese passen aber vorne und hinten nicht. Warum, wissen wir auch nicht.
Es ist tatsächlich seit Jahren so, dass man bei über 50% der NEUEN Kabelbäume noch diverse Anpassungen vornehmen muss, damit diese tatsächlich passen.
Auch bei Georgs neuem Kabelbaum fehlen Kabel und die Kabelschuhe sind alle nicht dran und teilweise falsch mitgeliefert.
Wir sorgen dafür, dass alles passt und er den Kabelbaum später einfach Plug&Play anschließen kann.
Wie man auf diesem Foto erkennt, sind oft nichtmal die Farben passend. Rot/Schwarz wird mit Rot verbunden und Gelb/Weiß mit Gelb…
Wenn man’s weiß, kein Problem. Für den Laien aber eine komplette Verwirrung.
Sogar auf dem mitgelieferten Schaltplan ist es nochmal anders dargestellt… so ein Chaos…
Infos zu unseren Vespa Elektrik Angeboten findest du hier.
Der Vergaser ist ein extrem wichtiges Bauteil am Motor. Er sorgt dafür, dass der Sprit in den Motor gelangt.
Dafür mischt er Sprit und Luft im richtigen Verhältnis. Ergebnis ist ein Brennbarer Benzin-Nebel.
Wenn der Vergaser nicht richtig arbeitet, dann läuft der Motor nicht richtig.
Es ist bekannt, dass bei alten Motoren oft Probleme mit dem Vergaser vorliegen.
Daher ist es bei uns Standard, dass alle Vergaser gereinigt werden für die Motorrevision.
Dazu wird der Vergaser komplett zerlegt, entfettet und danach in den Ultraschallreiniger gepackt. Anschließend wird der Vergaser mit neuen Dichtungen aufgebaut. Beim Probelauf folgt die Einstellung des Vergasers.
Nach Abschluss der Arbeiten steht der Probelauf an. Dies ist unerlässlich, um den Erfolg der Arbeiten sicherzustellen.
Beim Probelauf wird der Motor mit Öl befüllt und Benzin angeschlossen. Auspuff und Luftfilter kommen auch dran. Die gesamte Elektrik wird angeschlossen.
Wir simulieren also sozusagen den Einbau ins Fahrzeug.
Dann wird der Motor gestartet. Es wird die Gasannahme und das Standgas kontrolliert. Die Funktion der Kupplung und des Getriebes werden kontrolliert. Die Funktion der Zündanlage und Elektrik wird kontrolliert.
Anschließend ruht der Motor noch für einige Tage um die Dichtigkeit zu überprüfen. Dann geht er zurück zum Kunden.
Wenn du Interesse an einer Motorrevision oder einer Restauration deiner Vespa hast, melde dich bei uns. Wir sind auf die klassischen Schaltroller spezialisiert und haben bereits über 1.000 Fahrzeuge/Motoren bearbeitet.