Denk immer daran: Übung macht den Meister und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ein Motorrevision ist relativ kompliziert, besonders eine Simson Sperber Motorregeneration. Auch wenn es auf den Bildern relativ einfach aussieht.
Ein Motorrevision dauert auch eine Weile. Auch wir als Profis brauchen mindestens einen halben Tag dafür – wenn viele Vorarbeiten und Tuning dazu kommen, kann es auch fast einen Tag dauern. Mit Einbau/Ausbau/Probefahrt und Abstimmung dauert es dann auf jeden Fall deutlich mehr als einen Tag.
Stell dich auch darauf ein, dass es nicht sofort alles klappt. Man muss einfach ein Gefühl für die alten Motoren entwickeln.
Viel Erfolg bei deiner Simson Sperber Motorregeneration 🙂
Die ersten Schritte:
Vergaser ab, Seitendeckel rechts ab, Zündung schon mal rausschrauben (Polrad dazu ab mit Abzieher).
Ritzel abschrauben und Kette abnehmen.
Kupplungszug aushängen.
Schalthebel / Kickstarter ab.
5 Schrauben am Kupplungsdeckel lösen.
Deckel mit Kunststoffhammer lösen und abziehen.
Jetzt die kleinen Federteller an der Kupplung (4 Stück) nach unten drücken und Splint rausnehmen.
Dazu braucht man eigentlich ein Spezialwerkzeug (siehe weiter unter in der Anleitung).
Aber es geht auch ein 6er Maulschlüssel.
Jetzt alle Kupplungslamellen herausnehmen und die Kupplung abschrauben.
Primärritzel auch abschrauben.
Hinten die Hohlwelle und die Schaltwelle mit Feder herausnehmen.
Jetzt ist die linke Seite des Motors schon mal leer.
Jetzt alle 10 Gehäuseschrauben öffnen.
Dann abwechselnd auf Abtriebswelle und Kurbelwelle schlagen (Mit Kunststoffhammer / Kupferhammer)
Wenn der Motor auseinander ist, einfach die restlichen Wellen herausklopfen.
Viele Zahnräder kann man einfach mit der Hand abziehen.
Alle alten Lager aus dem Gehäuse klopfen, sodass es komplett leer ist.
Jetzt haben wir alles zerlegt und im nächsten Schritt geht es los mit der eigentlichen Simson Sperber Motorregeneration
Jetzt geht es an die Montage.
Bitte prüfe alle Teile genau auf Schäden. Wir empfehlen übrigens, die Kurbelwelle immer zu tauschen. Sie ist in 90% der Fälle außerhalb der Herstellertoleranz.
Ansonsten müssen natürlich auch alle Lager, Dichtungen und Wellendichtringe erneuert werden. Auch die Kupplungsbeläge, Schrauben und Sicherungsbleche sollte man erneuern.
Es ist extrem wichtig, dass man keine defekten Teile wieder einbaut, sonst kann man die Simson Sperber Motorregeneration gleich nochmal machen.
Als erstes bauen wir die drei linken Lager ein (Linkes Gehäuse = Fahrtrichtung links).
Dazu erhitzen wir das Gehäuse auf mindestens 100°C. Entweder mit einem Brenner, auf einer Herdplatte oder im Ofen.
Die Lager können danach einfach per Hand in den Lagersitz eingesetzt werden. Bitte bis Anschlag einbauen! Darauf achten, nichts zu verkeilen.
ggf. muss unter das Kurbelwellenlager noch eine Distanzscheibe drunter. Dies muss ausgemessen werden. Die Kurbelwelle sollte mittig sitzen später im Gehäuse. Die Distanzscheibe kann aber auch nachträglich noch eingesetzt werden, indem man den Sicherungsring links herausmacht.
Auch die Ölablassschraube mit neuem Dichtring setzen wir jetzt schon ein und wir ölen die Lager schon mal.
Jetzt wird der Wellendichtring für die Kurbelwelle eingesetzt.
Wie man sieht, ist er mit der flachen Seite nach oben eingesetzt, da wo die Beschriftung ist. So ist es richtig.
Er wird bis Anschlag eingebaut.
Bitte schön fetten.
Wir montieren jetzt auch schon den Kolben an die Kurbelwelle.
Darauf achten, dass das Nadellager vorhanden ist.
Auch die beiden Anlaufscheiben links und rechts neben dem Pleuel müssen drin sein (siehe Foto).
Am besten mit Fett ankleben.
Die Montage ist etwas fummelig.
Die Kolbenclips werden auch montiert und zwar so, dass die Öffnung nach oben oder unten zeigt (siehe Foto).
ACHTUNG: Der Kolben muss richtigherum eingebaut werden.
Es ist ein Pfeil auf dem Kolben. Dieser zeigt zum Auslass, also nach vorne in Fahrtrichtung!
Die Kurbelwelle wird jetzt bis Anschlag in das Gehäuse eingebaut.
Entweder nimmt man dafür ein Spezialwerkzeug (Einzieher) oder man erhitzt den Innenring des Lagers.
Zum Erhitzen des Innenrings benutzt man einen Heizpilz, der auf den Innenring gelegt wird (Heizpilz erhitzen und auflegen und Wärme einziehen lassen).
Theoretisch kann man den Innenring auch mit dem Brenner erhitzen, dann schnell den Wellendichtring einbauen, und dann schnell die Kurbelwelle hinterher.
Jede Methode funktioniert, es ist Geschmackssache.
Nun wird das Getriebe eingebaut.
Es handelt sich bei einer Simson Sperber Motorregeneration um das seltene 4-Gang Getriebe. Es ist komplett anders aufgebaut als das 3-Gang Getriebe.
Erst wird das größte Zahnrad eingebaut. Die Flache Seite zeigt nach oben. Es wird über das hintere Lager gelegt.
Dann wird die Abtriebswelle komplett durch das Zahnrad hindurch in das Lager geschlagen.
Jetzt wird noch die Kupplungswelle montiert. Bis Anschlag ins mittlere Lager.
An der Kupplungswelle sind schon zwei Zahnräder dran (eins ist fest und eins ist locker). Das ist richtig so (siehe Bild).
Jetzt wird das nächste Zahnrad eingebaut, zusammen mit der Schaltgabel. Mach es genau so wie es auf dem Bild ist.
Nicht wundern, die Schaltgabel hängt erstmal nur locker im Zahnrad drin, sie wird später befestigt.
Jetzt werden die nächsten Zahnräder aufgesteckt (für Gang 3).
Einfach so aufstecken wie auf dem Bild. Orientierung beachten!
Wie man sieht, ist in dem kleinen Zahnrad auch eine Schaltgabel eingehängt.
Wenn man beide Schaltgabeln im Motor hat, einfach die Welle durchstecken (ist auf dem Bild schon gemacht).
Die Welle muss dann bis Anschlag im Gehäuse sitzen.
Jetzt wird das Kickstarterzahnrad aufgesteckt und die Feder hinterher.
Mach es genau so, wie auf dem Bild zu sehen.
Jetzt kommt das Zahnrad für Gang 4 auf die Abtriebswelle. Es wird allerdings immer wieder von der Feder hoch gedrückt.
Das ist normal.
Deswegen kommt diese Quetschhülse mit drauf.
Die muss man vorsichtig drauf klopfen.
Sie hält das Zahnrad runter.
Wenn das Getriebe drin ist, hast du schon mal einen schwierigen Teil der Simson Sperber Motorregeneration geschafft.
Als nächstes kommt die Kickstarterwelle rein. Dazu erstmal die Durchführung fetten.
Dann auf beide Seiten der Kickstarterwelle jeweils eine Scheibe aufstecken.
Hinweis: Es sind die Scheiben, die zusätzlich zwei Löcher seitlich haben (siehe Bild).
Dazu auch noch die Kickstarterfeder aufstecken und mit einem Ende in die Bohrung des Kickstarters einhängen.
Jetzt das Ganze ins Gehäuse stecken. Auch im Gehäuse muss die Kickstarterfeder in eine Bohrung eingehängt werden.
Wie man auf dem Bild sieht, bekommt man die Kickstarterwelle nicht am oberen Zahnrad vorbei, das ist normal.
Drehe dafür bitte die Kickstarterwelle gegen den Uhrzeigersinn und drücke nach unten.
Irgendwann kommt man am Zahnrad vorbei.
Insgesamt dreht man die Kickstarterwelle um ca. 270° gegen den Uhrzeigersinn. Dann macht man hinten den großen Anschlagsbolzen rein, damit es so bleibt (siehe nächstes Bild).
Zuletzt wird das oberste Zahnrad auf die Kupplungswelle aufgesteckt (mit den Bohrungen nach unten zeigend, also flache Seite nach oben).
Dann werden die beiden Lager auf die Wellen aufgetrieben bis Anschlag (siehe Bild).
Jetzt sind alle Teile im Getriebe eingebaut.
TIPP: Bitte prüfe jetzt, ob das Getriebe schaltet und dreht. Prüfe auch die Kickstarterfunktion. Öle das Getriebe komplett.
Nun wird die Dichtfläche komplett entfettet.
Das rechte Gehäuse muss jetzt erhitzt werden auf mindestens 100°C.
In der Zwischenzeit kannst du dir auch die passenden Schrauben bereitlegen.
Wenn das rechte Gehäuse heiß ist, tragen wir die Dichtmasse auf das Linke Gehäuse auf zusammen mit der Dichtung (Sandwichprinzip).
Dichtmasse ist nicht zwingend nötig (gab es original auch nicht), aber empfehlenswert.
Jetzt kann das Gehäuse verschlossen werden.
Einfach das heiße rechte Gehäuse aufsetzen und mit Kunststoffhammer komplett zusammenklopfen.
Nun alles fest verschrauben.
Im nächsten Schritt wird der Simmerring für die Kurbelwelle rechts eingebaut. Beschriftet Seite zur Kurbelwelle hin.
Schön gefettet einbauen.
ACHTUNG: Nur zur Hälfte einbauen, also nicht bis Anschlag erstmal!
Jetzt die Ölleitscheibe auf den Simmerring legen.
Jetzt nimmt man das rechte Kurbelwellenlager und erhitzt den Innenring auf ca. 100°C.
Nun wird das Lager bis Anschlag eingebaut.
Es drückt dann automatisch den Wellendichtring auf die richtige Position.
Am Ende sollte es so aussehen wie auf dem Bild.
Wenn du mit deiner Simson Sperber Motorregeneration bis hierhin gekommen bis: Herzlichen Glückwunsch. Das Schwierigste ist geschafft. Aber jetzt wird es viel einfacher!
Jetzt müssen wir die Dichtkappen montieren. Man sieht zwischen der Dichtfläche und dem Lager meist einen kleinen Höhenunterschied.
Dieser muss ausgeglichen werden. Einfach mit dem Messschieber nachmessen und die passenden Ausgleichsscheiben einlegen.
Wichtig: Im Zweifelsfall knapp unter der Dichtfläche bleiben.
Wenn der Abstand also 1,25 mm ist. Dann auf 1,1 oder 1,2 gehen. Die Dichtfläche muss ja am höchsten bleiben. Sonst wird das Lager geklemmt.
Die Dichtkappen anschließend auch aufschrauben mit Dichtmasse und Dichtung.
Die neuen Simmerring vorher bitte einbauen mit Beschriftung nach außen.
Zuletzt den Leerlaufkontakt einschrauben (TIPP: Mit Dichtmasse) und den Kupplungshebel gefettet ins Gehäuse stecken.
Bei unserer Simson Sperber Motorregeneration geht es jetzt auf der linken Seite weiter.
Zuerst wird die Anlaufscheibe für die Kupplung auf die Kupplungswelle aufgesteckt.
GANZ WICHTIG: Jetzt schon die Kupplungsdruckstangen (2 x lang, 1x kurz) in die Kupplungswelle einstecken.
Dann wird der Kupplungskorb mit Gleitlager aufgesteckt (bitte Lagerflächen ölen).
In die Kurbelwelle wird ein neuer Keil eingesteckt (kleine Nut seitlich am Zapfen).
Jetzt wird die Kupplungsgrundplatte aufgesteckt, verschraubt und gesichert.
Auch das Primärritzel wird aufgesteckt, verschraubt und gesichert.
Anschließend werden die 4 Reibbeläge in die Kupplung eingelegt.
Immer zuerst ein Reibbelag und dann eine Stahllamelle. Immer im Wechsel.
Zuletzt wird die Druckplatte oben aufgelegt und die 4 „Dosen“ für die Federn eingelegt.
Direkt hinterher kommen die 4 Federn und die 4 Federteller obendrauf.
Jetzt die Federteller zusammendrücken und Stift durch.
Bei Bedarf die Kupplung bzw. den Kupplungshebelwinkel einstellen an der Madenschraube.
Kontern nicht vergessen.
Jetzt noch Hohlwelle mit Schaltwelle und Feder aufstecken (wie auf dem Bild).
Feder muss hinten etwas über das Gehäuse drüber gespannt werden.
Dann Dichtflächen entfetten, Dichtmasse + Dichtung drauf….
… und den Deckel verschrauben.
Auch den kleinen Kupplungsdeckel mit den zwei Schrauben zu machen (mit Dichtung).
Jetzt sieht der Motorblock nach unserer Simson Sperber Motorregeneration schon ziemlich vollständig aus.
Als nächstes wird der Zylinder aufgesteckt. Diesen am besten innen schon mal dünn ölen.
Unten an der Zylinderfußdichtfläche auch den Überstand der Dichtung abschneiden.
Dann noch die Kolbenringe korrekt ausrichten, so dass die Öffnung am Kolbenring genau über dem kleinen Pin ist (Kolbenringstoß).
Kolben dann auch noch fein ölen.
Jetzt Zylinder aufstecken (mit Dichtung) und vorsichtig über den Kolben schieben.
Kolbenringe dabei in den Zylinder einfädeln. Ist am Anfang etwas fummelig.
So sollte das ganze aussehen.
Jetzt noch die Dichtfläche für den Zylinderkopf säubern…
…und den Zylinderkopf montieren.
Das ganze mit 4 x M6 Mutter über Kreuz verschrauben.
Nun kommen die letzten Schritte der Simson Sperber Motorregeneration.
Den Vergaser sollte man reinigen und den Schwimmer einstellen (bei BVF).
Oft macht es übrigens Sinn einfach einen neuen Vergaser zu kaufen, weil die alten so verschmutzt sind, dass man sie gar nicht mehr richtig sauber bekommt. Teilweise sind auch Korrossionsschäden vorhanden.
Der Vergaser kann dann direkt an den Zylinder geschraubt werden (mit Dichtung)
Jetzt die Zündgrundplatte montieren.
Dabei darauf achten, dass der Zündzeitpunkt stimmt.
Am Gehäuse ist meistens eine Markierung angebracht an die man sich halten kann.
Wenn keine da ist, muss der Zündzeitpunkt später über das Zündkerzenloch eingestellt werden (siehe Anleitung Zündzeitpunkt einstellen)
Übrigens: Tu dir einen Gefallen und bau eine Vape Zündung ein. Alles andere macht keinen Sinn!
Jetzt noch das Polrad montieren (mit neuem Keil/Halbmond) und unser Motor ist fertig!
Ein absoluter Traum! Einsatzbereit für weitere 30-40 Jahre!
Jetzt „nur“ noch ins Fahrzeug einbauen.
Achte darauf, dass auch die Anbauteile am Fahrzeug intakt sind (Elektrik, Tank, Kettentrieb…) sonst funktioniert der Motor auch nicht richtig.
Wir sind eine Oldtimer-Manufaktur für die Marken Simson, Vespa und MZ.
Restaurationen und Motorrevisionen gehören zu unserem Tagesgeschäft.
Du kannst dich gerne an uns wenden, wenn du Probleme mit deinem Fahrzeug hast.
Wir können für dich eine komplette Fahrzeugrestauration durchführen oder auch „nur“ eine Motorrevision oder einen Umbau auf Elektronikzündung.
Auch die hier beschriebene Simson Sperber Motorregeneration können wir für dich durchführen.
Eigentlich ist fast alles möglich.
Fragen kostet nichts und wir beißen nicht 🙂