Hier haben wir ein fantastisches Projekt!
Wir restaurieren eine Simson Schwalbe KR51/1 von 1976.
Eine Restauration ist ein umfangreiches Projekt. Hier beschreiben wir genau den Ablauf
Autor: Alex Schuchmann
Position: Oldtimerexperte
Aktualisiert: 19.04.2021
Die Schwalbe von Julian wird komplett restauriert – ohne Kompromisse!
Neue Lackierung, Motorregeneration, Vape-Umbau und viele Tuning- bzw. Sonderteile.
Das Ergebnis ist ein absolutes Unikat. Ein Hingucker, egal wo man fährt!
Wir beschreiben das Projekt von Anfang bis Ende. Du kannst über das Inhaltsverzeichnis direkt zu dem Punkt springen, der Dich interessiert.
Wir geben dir auch Infos zu den Kosten durch.
Wir haben hier auch noch ein ähnliches S51 Projekt und ein Custom Schwalbe Projekt.
Julian hat uns die Schwalbe in komplett zerlegtem Zustand angeliefert. Alle Teile sind unsortiert in Kisten und Kartons.
Es ist ein wilder Mix aus Altteilen und Neuteilen.
Der Rahmen ist auch schon komplett zerlegt.
Der Motor ist noch teilweise montiert. Unser erster Schritt besteht also darin, den Motor komplett in seine Einzelteile zu zerlegen.
Bei einer Restauration trennen wir immer zwischen Motor und Fahrzeug. Das sind die beiden wichtigen Systeme.
Ziel ist es also, eine Planung für den Motor zu erstellen. Diese beinhaltet typischerweise folgendes:
Parallel dazu wird eine Planung für das Fahrzeug erstellt. Diese beinhaltet typischerweise
Nach dieser Planung können wir auch schon einen ziemlich genauen Preisbereich abstecken.
Die Planung dauert mehrere Stunden, da der Motor komplett zerlegt und gereinigt werden muss. Zusätzlich müssen mehrere hundert Einzelteile überprüft werden.
Die exakte Aufstellung der zu bestellenden Teile kostet auch eine Menge zeit, da meiste über 100 Einzelpositionen herausgesucht werden müssen.
Brauchst du Hilfe?
Bei einer 100% Restauration müssen sehr viele Teile lackiert werden. Oft lackiert man dabei in verschiedenen Farben.
Die Blechteile werden in Fahrzeugfarbe lackiert. Dazu gehören
Zusätzlich gib es noch diverse Teile die zum Rahmen gehören. Diese werden häufig schwarz (oder einer anderen Farbe) lackiert. Im Endeffekt ist es natürlich Geschmackssache. Zu diesen Teilen gehören:
In unserem Projekt wurden auch alle Teile lackiert, allerdings etwas durchmischt.
Wichtig ist bei jeder Lackierung die richtige Vorbereitung.
Zunächst sollten die Teile entlackt werden. Oft finden sich unter dem Lack noch einige Überraschungen.
Nach dem Entlacken können dann Spenglerarbeiten durchgeführt werden. Dieser Arbeitsschritt ist extrem wichtig.
Wenn die Lackierung erstmal drauf ist, können Dellen nicht mehr einfach entfernt werden!
In unserem Fall haben wir z.B. Durchrostungen am Rahmen gefunden und ein defektes Sitzbankschloss.
Diese Schäden wurden gezielt behoben.
Die Blechteile wurden vor dem Lackieren alle gerichtet und Dellen beseitigt.
Vor der endgültigen Lackierung empfehlen wir auch eine Trockenanprobe. D.h. man montiert alle Blechteile und Rahmenteile.
Jetzt kann man direkt erkennen, ob es irgendwo nicht passt und nachkorrigieren.
Dieser Arbeitsschritt wird leider sehr oft vernachlässigt und am Ende passen die lackierten Bauteile nicht.
Julian hat sich im Endeffekt für einen Elfenbein-Farbton entschieden.
Diverse Rahmenteile wurden schwarz lackiert.
Das Ergebnis überzeugt!
Selbstverständlich wird bei einer Simson Schwalbe Restauration auch eine Motorregeneration durchgeführt. Alles andere wäre Schwachsinn.
Bei Julian KR51/1 Motor wird zusätzlich ein Tuning und eine optische Aufarbeitung durchgeführt.
Dieser Motor ist sehr ähnlich zum Habicht Motor mit 4 Gängen. So einen haben wir in diesem Projekt regeneriert.
Neben den normalen Verschleißteilen, werden bei einer Motorregeneration auch größere Defekte behoben, wenn nötig.
Daher wird jeder Motor nach der Demontage gereinigt und anschließend überprüft.
Wir entscheiden gezielt ob Zylinder, Kurbelwelle oder Getriebeteile noch weiterverwendet werden können.
Neben den üblichen Verschleißteilen (Kugellager, Dichtungen, Wellendichtringe, Kupplungsbeläge etc.) werden daher bei Julian Motor auch noch Kurbelwelle und Zylinder getauscht.
Beim Zylinder liegt es aber eher am Tuning…
Viele Kunden legen wert darauf, auch etwas zügiger fahren zu können. Daher empfehlen wir gerne einen 63 ccm Umbau mit 1-Ring Megu Kolben.
Dieses Tuning ist alltagstauglich und unauffällig.
Bei der Motorrevision verbauen wir auch direkt eine Vape-Elektronikzündung.
Das ist ein absolutes MUSS bei einer Restauration. Nur mit einer Vape Elektronikzündung ist das Fahrzeug zuverlässig.
Um den Motor möglichst schön aussehen zu lassen, wird er äußerlich gestrahlt.
Das Aluminium wird dadurch in eine neuwertige Optik versetzt. Das sogenannte Glasperlstrahlen ist schonend zum Material und eignet sich dafür hervorragend.
Anschließend wird die Oberfläche noch mit einem speziellen Öl konserviert, wodurch der Motor auch leicht zu reinigen ist.
Das Endergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Der Motor sieht hervorragend aus und passt perfekt zur neu lackierten Karosserie.
Nun geht es so langsam an die Fahrzeugmontage. Dazu werden erstmal diverse Einzelteile vorbereitet.
Zunächst tauschen wir natürlich die Schwingenlagerung komplett aus.
Die Lagerbuchsen für die Schwinge sind für die Stabilität des Fahrwerks nötig.
Bei einer Restauration sollten sie unbedingt getauscht werden!
Am frisch lackierten Rahmen werden zusätzlich die Lagerschalen für das Lenkkopflager getauscht.
Das Lenkkopflager muss in mängelfreiem Zustand sein, damit die Lenkung leichtgängig ist.
Es besteht aus zwei Kugelkränzen und 4 Lagerschalen.
Der Kettenkasten mit den Kettenschläuchen wird ebenfalls vorbereitet.
Wir verbauen in diesem Fall ein komplett neues Set. Zum einen hat dies optische Gründe, aber auch technische.
Anschließend werden alle Teile sortiert hingelegt. Ordentliches Arbeiten ist die Basis für ein perfektes Ergebnis.
Wir montieren nun die erste Baugruppe. Dabei handelt es sich um das Vorderrad inkl. Schwinge.
Es handelt sich also um alles, was man beim Lenken hin und her bewegt.
Zunächst wird die Schwinge mit Stoßdämpfern montiert.
Dieser Teil ist sozusagen das vordere Fahrwerk. Die Schwinge umfasst das Rad und führt es.
Die Schwinge wird durch die Stoßdämpfer gefedert.
Das ganze System ist durch den Schwingenträger miteinander verbunden.
Der Schwingenträger hat ein langes Rohr angeschweißt, wo später der Lenker dran kommt.
Abgedeckt ist das ganze vom Kotflügel.
Neben den neuen Schwingenbuchsen verwenden wir auch neue Stoßdämpfer (tiefer gelegt und verstärkt) sowie neue Dämpfungsgummis und Schrauben.
Der komplette Vorderteil der Schwalbe ist damit in neuwertigem Zustand.
Zudem erreichen wir mit den anderen Stoßdämpfern eine besser Straßenlage und sportlichere Federung.
Bei diesem Schwalbe Projekt, haben wir das Fahrwerk auch angepasst.
Wenn alles montiert ist, kann der komplette Vorbau in den Rahmen eingehängt werden. Das Lenkkopflager wird dabei gefettet und eingestellt.
Das Vorderrad wird selbstverständlich auch eingebaut.
Im Vorderrad befinden sich neue Bremsbeläge.
Das Vorderrad ist hierbei in einer besonderen Version ausgeführt. Das Laufrad (außenteil der Felge) ist schwarz lackiert und die Speichen verchromt.
Der Reifen selbst ist ein Weißwandreifen.
Der vordere Teil des Fahrwerks ist verbaut, also folgt nun der hintere Teil.
Der Aufbau ist ähnlich: Schwinge + Stoßdämpfer + Rad.
Bei der Schwinge werden direkt die Haltewinkel für den Panzer montiert.
Zusätzlich verfügt das hintere Fahrwerk natürlich über den Kettentrieb. Er wird jetzt schon direkt eingebaut.
Auch beim hinteren Fahrwerk werden verstärkte Stoßdämpfer inkl. Tieferlegung verwendet.
Als letztes wird das Hinterrad eingebaut. Auch hier selbstverständlich mit neuen Bremsbelägen.
Nun steht die Simson Schwalbe KR51/1 bereits auf eigenen Rädern.
Damit sie nicht umfällt montieren wir jetzt auch schon den Hauptständer.
Den Luftfilterkasten und das hintere Schutzblech wurde auch direkt montiert, da man später nicht mehr richtig dran kommt.
Das Herz der Schwalbe wurde bereits vorbereitet. Es ist der wunderschöne 63 ccm Tuning Motor.
Er wird nun in das Fahrzeug eingesetzt und verschraubt.
Die neuwertige Optik passt fantastisch zum Rest des Fahrzeugs.
Am Motor werden diverse Bauteile angeschlossen.
Zum einen wird der Kettentrieb angeschlossen und eingestellt – zum Anderen wird der Vergaser und diverse Züge angeschlossen.
Nicht zu vergessen ist das Lüfterrad und die Lüfterabdeckung.
Schalthebel und Kickstarterhebel folgen nun, ebenso wie der Fußbremshebel mit Rückstellfeder.
Nun sind wir im unteren Bereich der Schwalbe erstmal fertig und es folgt der Lenker.
Der Lenker ist ein äußerst aufwendiges Teil an einer Schwalbe.
Grund: Über den Lenker wird fast alles am Fahrzeug gesteuert. Daher haben wir hier sehr viele Kleinteile.
Zunächst werden daher alle Einzelteile zusammengesucht und sortiert.
Der Lenker selbst wurde lackiert, die Armaturen wurden gestrahlt.
Diverse Teile sind natürlich komplett neu (Griffe, Kabel, Blinker, Emblem, Parklicht etc…)
Schritt für Schritt werden die Bauteile nun an das Lenkrohr montiert.
Bei den Griffen ist auf Leichtgängigkeit zu achten. Der Gasgriff muss direkt gefettet werden.
Lichtschalter und Blinkerschalter werden direkt neu verkabelt und eingebaut. Die Chromkappen wurden für eine perfekte Optik erneuert.
Als Blinker hat sich Julian für hochwertige schwarze Ochsenaugen entschieden.
Diese passen auch perfekt zum modernen Look der Schwalbe.
Abschließend werden am Lenker oben auch die Züge angeschlossen. Nur so kommen die Signale vom Fahrer auch beim Fahrzeug an.
Dazu gehört auch der Starterzug der für den Choke zuständig ist.
Der hintere Teil der Schwalbe besteht aus dem charakteristischen Panzer. Er trägt viel zur klassischen Optik der KR51/1 (und KR51/2) bei.
Er wird zunächst vorbereitet.
Zur Vorbereitung gehört die Montage des Rücklichts sowie der Einbau des Gepäckträgers.
Das Rücklicht wird mit einem Kabelstrang versehen, der vor zu den Stromanschlüssen führt.
Zusätzlich wird das Kedergummi für den Motortunnel eingebaut.
Auch hier wurden viele Teile erneuert. Rücklicht und Gepäckträger sind deutlich sichtbar bei der Schwalbe und müssen daher in tadelloser Optik sein.
Unter dem Panzer befindet sich der Kraftstofftank. Er wurde auch komplett erneuert.
Zur Sicherheit dichten wir die Tanks an den Schweißnähten zusätzlich mit benzinresistenter Dichtmasse ab.
Es ist leider bekannt, dass die neuen Nachbautanks hier undicht werden – dieses Problem kann Julian nicht passieren.
Der Benzinhahn wird natürlich auch komplett erneuert und mit neuem Benzinschlauch versehen.
Nur so kommt beim Vergaser auch sauberer Sprit an und im Motor das richtig Benzin-Luft-Gemisch.
Anschließend wird alles ans Fahrzeug montiert. Die Schwalbe nimmt nun langsam Formen an und ist als KR51/1 erkennbar.
Wer genau hinschaut erkennt allerdings, dass wir das Rücklicht einer KR51/2 verwendet haben. So hat Julian es sich gewünscht.
Damit eine Schwalbe auch funktioniert, benötigt sie ein Nervensystem.
Gemeint ist damit die Elektrik. Sie ist notwendig, damit Motor und Beleuchtung funktionieren.
Wenn man ein Fahrzeug restauriert, sollte man IMMER den Kabelbaum erneuern. Leider sehen wir es immer wieder, dass 40 Jahre alte Kabel erneut eingebaut werden… verstehen muss man das nicht.
Julian bekommt von uns einen komplett neuen Kabelbaum. Auch die ganzen Bauteile der Elektrik sind neu (Regler, Blinkgeber, Zündschloss etc.).
Der Hauptteil der Elektrik befindet sich bei der Schwalbe hinter der Lampenmaske.
Als kleine Besonderheit wird hier eine Lampenmaske ohne Ausschnitt für die Hupe verbaut.
Als Hupe verwenden wir eine normale Simson S51 Hupe die hinter der Lampenmaske versteckt wird.
Dadurch erhält die Schwalbe eine cleane Optik.
Wenn die Elektrik komplett angeschlossen ist, kann die Lampenmaske aufgesetzt werden.
In der Lampenmaske befindet sich auch die Leerlaufkontrollleuchte, der Tacho und das Zündschloss.
All diese Teile wurden aus optischen Gründen erneuert.
Die Schwalbe ist nun schon zu 90 % fertig.
Es folgen nun lediglich noch diverse Anbauteile wie Fußrasten, Auspuff, Motortunnel, Scheuerleisten etc.
Auch die Schlösser und die Sitzbank werden verbaut.
Bei der Sitzbank wurde eine flache Version mit Karomuster verwendet.
Es wird nun alles für die erste Probefahrt vorbereitet: Züge spannen, Beleuchtung checken, Reifen aufpumpen, Sprit auffüllen…
und dann geht’s los 🙂
Jetzt kommt der richtig spaßige Teil – die Probefahrt.
Für uns allerdings auch eine absolut ernstzunehmende Qualitätskontrolle.
Wir prüfen hier diverse Punkte:
Zusätzlich werden auf der Probefahrt meist nochmal die Züge und der Vergaser eingestellt.
Wenn am Ende alles passt wird eine abschließende Reinigung am Fahrzeug durchgeführt.
Jetzt kann die Schwalbe zu ihrem Besitzer flattern…