Komplette Restauration einer Vespa GS 160 Baujahr 1962.
Die GS 160 wurde über die Firma Augsburg GmbH vertrieben und zum Teil hergestellt.
Diese Vespa Modelle zeichnen sich durch besondere Anbauteile aus (im Vergleich zu den italienischen Modellen).
Der Rahmen und die Motoren wurden in Italien gefertigt.
Autor: Alex Schuchmann
Position: Oldtimerexperte
Aktualisiert: 22.07.2021
Wir zeigen dir hier, wie wir eine GS 160 restaurieren. Sie wird komplett neu aufgebaut, sodass sie in mängelfreiem Zustand ist und wieder gefahrne werden kann.
Die Restauration wurde 1996 schon von einer anderen Firma angefangen. Daher ist die Vespa bereits zerlegt und lackiert. An dieser Stelle haben wir dann 25 Jahre später übernommen.
Unsere Aufgabe besteht also in der kompletten Montage sowie der Motorrevision.
Jede Restauration läuft anders ab. Da es sich hierbei um Kundenfahrzeuge handelt, gibt es auch immer diverse Vorgaben, die wir einhalten müssen.
In diesem Fall war die Vorgabe, dass möglichst viele alte Teile am Rahmen wieder verbaut werden sollen. An der Lackierung sollten keine Änderungen mehr vorgenommen werden. Auch die Sitzbank sollte original bleiben. Zudem gab es eine Budgetvorgabe.
Was heißt das im Endeffekt: Diese Vespa Restauration könnte noch etwas besser gemacht werden. Man sieht an verschiedenen stellen leichte optische Mängel. Technisch ist alles perfekt.
Gerne hätten wir auch optisch alles perfektioniert, aber die zusätzlichen Kosten hätten die Budgetvorgabe überschritten.
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Die Restauration beginnt mit den Arbeiten am Rahmen. Die Vespa 160 GS wurde bereits lackiert – im Jahr 1996 !
Besonders gut ist die Lackierung leider nicht. Die Trittleisten wurden nicht demontiert und einfach mit lackiert. Auch an anderen Stellen sind Fehler drin.
Wirklich schlimm ist es aber nicht. Dem Besitzer gefällt es – das ist das Wichtigste.
Wir bauen daher zunächst die Trittgummis ein.
Im Zuge der Arbeiten säubern wir die Vespa auch immer direkt.
Das Fahrzeug stand für knapp 25 Jahre zerlegt im Keller.
Wir versuchen möglichst viele Teile weiter zu verwenden.
Entsprechend werden diverse Bauteile überarbeitet.
Es gibt diverse verschiedene Arten der Aufarbeitung. Strahlen, Schleifen, Polieren, Lackieren etc.
Das Ergebnis kann sich schon mal sehen lassen! Der Fußbereich an der Vespa 160 GS sieht wieder sehr gut aus!
Der Hauptständer wird direkt erneuert und eingebaut.
Neue Schrauben und eine neue Feder kommen dazu. Die Altteile waren nicht mehr zu retten.
Auch die Durchführungsgummis werden erneuert.
Die Durchführungsgummis sind wichtig, damit Seilzüge und Benzinschlauch nicht an der Karosserie scheuern.
Da es sich bei der Vespa 160 GS um einen Direktansauger handelt, kommt das Ansaugrohr an die Karosserie.
Bei einem Direktansauger steuert der Kolben den Einlass. Bei Vespa ist dies ein selten verwendetes Verfahren.
Das Handschuhfach wird mit neuen Gummis an den Rahmen montiert.
Tipp: Gummiband (Kederband / Kantengummi) vorher mit Isolierband festkleben. Dann rutscht es nicht weg. Dann Schrauben halb festziehen und Isolierband entfernen. So klappt es auch mit den widerspenstigen Gummibändern.
Technisch werden bei dieser Vespa 160 GS Restauration keine Kompromisse gemacht.
Daher wir auch das komplette Fahrwerk erneuert. Hinten wird ein schlichter schwarzer Stoßdämpfer verbaut.
Gut sichtbare Teile versuchen wir aufzuarbeiten. Das originale Rücklicht ist ein gutes Beispiel dafür.
Nach intensiver Reinigung und Politur kann es sich wieder sehen lassen.
Eine Besonderheit bei diesem Modell (Vespa 160 GS aus Deutschland ’62) ist das hintere Gepäckfach.
Perfekt zum Verstauen kleiner Ölflaschen.
Damit die Lenkung der Vespa tadellos arbeitet muss auch das Lenkkopflager erneuert werden.
Im Rahmen werden dazu die beiden Lagerschalen ausgetauscht.
Den Lenker sollte man bei einer Vespa Restauration am besten schon auf der Werkbank vorbereiten.
Daher suchen wir alle Teile zusammen und beginnen mit der Aufarbeitung/Montage.
Das alte Schaltrohr hat schon bessere Zeiten gesehen. Hier hat die Poliermaschine gut zu tun…
…das Ergebnis sieht aber fantastisch aus. Man sieht diesem Gasrohr das Alter (knapp 60 Jahre!) nicht mehr an.
Auch der Tacho kann noch etwas Aufarbeitung vertragen.
Die Teile haben eine schöne Patina!
Übrigens: Der Tacho funktioniert noch perfekt!
Die Aufnahmen für die Seilzüge werden bereits jetzt eingebaut, sodass am Ende „nur“ noch eingehängt werden muss.
Auch die Schalter werden weiter verwendet. Die Verkabelung wird allerdings komplett erneuert.
Passende Kabelbäume gibt es leider nicht (Wir wollen eine Elektronikzündung verbauen).
Daher fertigen wir gewisse Teile selbst an.
Die Litzen sind alle angeschlossen. Später kommt noch PVC Rohr drüber (= schwarze Kabelhülle, auch Bougierohr genannt).
Für den Rahmen können wir zum Glück auf einen BGM Kabelbaum zurückgreifen, der die notwendigen Funktionen beinhaltet.
Er muss zwar auch noch angepasst werden, ist aber zu 80% auf unser Projekt zugeschnitten.
Der Kabelbaum wird jetzt Schritt für Schritt verlegt.
Es laufen verschiedene Kabeläste zu den Anschlussstellen am Fahrzeug.
Es gibt diverse Punkte, wo der Kabelbaum angeschlossen wird:
Rücklicht, Regler, Blinker, Blinkgeber, Motor, Zündspule, Schalter, Scheinwerfer, Hupe, Bremslichtschalter…
Die Kabelschuhe müssen fast alle noch angepasst werden…
Also abschneiden, abisolieren und neu crimpen.
Parallel werden auch die Seilzüge in den Rahmen eingezogen – selbstverständlich alle neu.
Es gibt zwar fertige Zugsätze für GS 160, jedoch passt auch hier nichts richtig. Anpassungsarbeiten sind Pflicht.
Die notwendigen Zuleitungen für den Lenker sind jetzt vorbereitet.
Blinkgeber und Regler hängen auch schon mal an ihrem Platz. Kabel werden noch korrekt verlegt.
Wie man sieht, wurde die Elektrik komplett verändert. Normalerweise wäre hier ein alter Spannungsregler und eine Batterie verbaut.
Da wir auf eine 12V Zündung umgestiegen sind, entfällt die Batterie. Der Regler ist nun modernisiert. Auch der Blinkgeber ist für 12V ausgelegt.
Damit das Bremslicht auch arbeitet, muss ein Bremslichtschalter angebaut werden. Die Montage ist überraschend kompliziert:
Kabel abisolieren, Dichtung aufstecken (richtigrum!), Spezialkabelschuhe anklemmen und verlöten, alles in das Gehäuse einfügen, verschrauben und einstellen…
Puh… in späteren Baujahren muss man nur noch zwei Kabelschuhe anklemmen – fertig.
Das System für die Hinterradbremse ist jetzt komplett montiert.
Die Überholung der Schwinge ist bei einer Vespa äußerst aufwendig. Wir gehen jetzt nur oberflächlich darauf ein.
Der genaue Ablauf ist in diesem Artikel beschrieben.
Die Schwinge wird zunächst in alle Einzelteile zerlegt. Diverse Bauteile werden gestrahlt und lackiert.
Nun hat man perfekt aufgearbeitete Bauteile und diverse Neuteile.
Nadellager, Kugellager, Bremsbeläge und Dichtelemente werden grundsätzlich erneuert. Dazu ein neuer Stoßdämpfer.
Wenn alle perfekt montiert ist, hat man ein wunderschönes und funktionales Bauteil.
Nachdem die Zierleiste am Kotflügel angebracht ist, kann dieser aufgesteckt werden.
ACHTUNG: Bei klassischen Vespas muss zuerst der Kotflügel aufgesteckt werden, anschließend die untere Lagerschale inkl. Spritzschutz.
Jetzt kann der gesamte Vorderbau in den Rahmen eingehängt werden.
Das Lenkkopflager wird direkt gefettet, eingestellt und gesichert (Kontermutter).
Der Motor wird selbstverständlich auch komplett überholt. Daran führt kein Weg vorbei.
Ein ausführlicher Bericht zur Motorrevision ist in diesem Artikel zu finden.
Vom Aufbau her ist der GS 160 Motor sehr ähnlich zu VBB oder Sprint Motoren. Der größte Unterschied ist die Direktansaugung.
Grundsätzlich werden bei einer Motorrevision alle Lager, Dichtungen, Wellendichtringe, Kupplungsbeläge und Sicherungsbleche erneuert (+ weitere Kleinteile).
In diesem Fall wurde noch die Kurbelwelle erneuert und der Zylinder gehont.
Zusätzlich wurde der Primärdämpfer überholt und das Schaltkreuz getauscht.
Der Motor wurde auch optisch aufgearbeitet (Motor mit Glasperlen strahlen).
Der Vergaser wurde komplett im Ultraschallbad gereinigt und neu abgedichtet.
Auf ein Tuning wurde bei diesem Klassiker verzichtet.
Die gesamte alte Unterbrecherzündung wurde rausgeschmissen und gegen eine Pinasco Flytech Elektronikzündung ersetzt.
Damit ist auch die Zuverlässigkeit des Motors gewährleistet. Wartungsarbeiten an der Zündanlage entfallen.
Der Motor kann nun eingebaut werden! Der Motor muss anschließend noch eingefahren werden (Motoerevo Einfahranleitung)
Nachdem der Motor im Rahmen eingehängt wurde, ist es Zeit, alles anzuschließen.
Klingt fast so, als wäre man fertig.
Weit gefehlt!
Das Zusammenschließen und Einstellen aller Baugruppen ist äußerst zeitaufwendig. Oft bekommen wir Vespas zum fertig zusammenbauen, so wie in diesem Projekt.
Wichtig ist es, hier ordentlich zu arbeiten.
Insbesondere im Lenker muss sauber gearbeitet werden.
Hier ist es sehr eng. Diverse Kabelstränge laufen hier zusammen, sowie die Züge. Der Tacho sitzt auch noch mit drin.
Werden hier die Kabel fehlerhaft verlegt, läuft man Gefahr, dass diese an den beweglichen Teilen aufgescheuert werden.
Jetzt können endlich die Seelen in die Züge (Seele = innerer Draht).
Schritt für Schritt werden Bremse, Kupplung, Schaltzüge und Gaszug angeschlossen.
Die Züge laufen vom Lenker bis zum Motor. Dort werden sie eingehängt.
Dort befinden sich auch die Einstellschrauben für die Zugspannung.
Die Schaltzüge werden an der Schaltraste eingehängt.
Auch die Elektrik kann nun angeschlossen werden.
Dazu befindet sich am Motor das sogenannte Kabelkästchen.
So langsam nimmt alles Gestallt an. Die Vespa 160 GS (auch GS4 genannt) steht jetzt auch schon auf eigenen Füßen.
Am Motor ist nun alles perfekt angeschlossen. Die Gummihülsen sind auch aufgezogen, sodass kein Spritzwasser an die Kabel kommt.
Die alte Sitzbank und die Seitenbacken kommen jetzt noch drauf.
Die Vespa ist jetzt fertig montiert.
Nun folgt die erste Probefahrt mit Einstellung. Anschließend TÜV.
Und dann ist die Vespa endlich wieder auf der Straße – nach 25 Jahren!
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Gute Idee! Mit einer klassischen Vespa ist man der Blickfang an jeder Eisdiele. Viele neidische Blicke begleiten einen Vespa Fahrer auf seinen Touren. Wenn du noch keine Vespa hast, solltest du dir erstmal unseren Artikel „Welche Vespa kann ich mir leisten“ durchlesen. Anschließend schaust du dir die „Vespa Preisübersicht“ an und dann die „Vespa Kaufberatung„
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Wir sind auf die Restauration von Vespas spezialisiert. In unserem Betrieb führen wir täglich Motorrevisionen, Reparaturen und vor allem Restaurationen an diesen Klassikern durch.
Wir können für dich eine Vespa komplett neu aufbauen. Infos dazu findest du in diesem Artikel.
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